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Dr. Andreas Hänel - ahaenel@rz.uni-osnabrueck.de.

Dezember 99:

Nachdem an der Diskothek in Bad Essen ein Beamer installiert wurde, der so hell ist, dass er über die Sternwarte hinwegstrahlt, ist der Betreiber offenbar bereit, nun wieder den alten, wesentlich schwächeren zu installieren.

November 99:

In den hellen Sommermonaten fielen sie nicht auf, doch nun leuchten sie wieder, die Skybeamer: in Osnabrück ist einer aktiv und der in Bad Essen leuchtet so hell, dass dadurch die Arbeit an der Sternwarte auf dem Oldendorfer Berg stark beeinträchtigt wird!

Überhaupt scheint nach der Liberalisierung des Strommarktes und dem Nachgeben der Strompreise Energieverschwendung wieder "in" zu sein - meist verbrähmt als Kunst:

  • in Aachen sollen alle Gebäude feierlich illuminiert werden,
  • zur Expo sollen in Osnabrück die Windräder auf dem Piesberg in dem Kunstprojekt LUX angestrahlt werden - sinnloser kann ökologisch erzeugter Strom wohl kaum vergeudet werden!
In Spanien hingegen wurde von der grössten Partei am 13. Oktober ein Gesetzentwurf zum Reduzierung der Lichtverschmutzung (vor allem aus Energiespargründen) im Parlament eingebracht!

Trotz des stetig steigenden Tourismus konnte auf Teneriffa die Aufhellung des Himmelshintergrundes durch eine strenge Gesetzgebung und den Lichtingenieur der Sternwarte reduziert werden! Auf der Insel fällt auf, dass die meisten Strassenleuchten sehr gut abgeschirmt sind, kaum zur Seite abstrahlen, und daher auch kaum blenden! 

Pierantonio Cinzano hat einen Artikel über die Lichtverschmutzung in Europa verfasst.

Juli 99:

IAU - UN Symposium 196: 
Schutz des Astronomischen Himmels
Unsere Gruppe ist nun eine Sektion der International Dark Sky Association!
Die Tagung brachte einen guten Erfahrungsaustausch. Hier einige erste Eindrücke:

  • Eine Arbeitsgruppe der Kommission 50 der Internationalen Astronomischen Union IAU zum Schutz des Himmels für astronomische Beobachtungen soll eingerichtet werden.
  • Genaue, kontinuierliche Messungen der Himmelshelligkeiten scheinen selbst an den grossen Observatorien nicht vorzuliegen. Sie sollen daher in Zukunft verstärkt gemacht werden. Als besonders hilfreich zur Kontrolle werden daher die Satellitenbilder des DMSP-Programms angesehen. Solche Auswertungen wurden präsentiert von Flagstaff/USA, Europa (Cinzano, Italien), weltweit (Isobe, Japan), Kottamia/Ägypten und anderen.
  • Im belgischen Flandern wird die Lichtverschmutzung bereits im staatlichen Umweltbericht MIRA-T 1999 berücksichtigt. Danach ist die Straßenbeleuchtung am stärksten an der Aufhellung des Himmels beteiligt. Umstellung auf Natriumdampflampen und bessere Abschirmung des nach oben abgestrahlten Lichtes kann zu erheblichen Energieeinsparungen führen. (erarbeitet vom Bond Beter Leefmillieu)
  • Bei einem Treffen der Internationalen Beleuchtungskommission/Commission Internationale de l'Éclairage (CIE), technical committee 4-21, wurde ebenfalls darauf hingewiesen, dass eine gute Abschirmung wichtig ist (das Verhältnis der nach oben gerichteten/nach unten gerichteten Strahlung sollte von den Lampenherstellern angegeben werden). Zonen unterschiedlicher Lichtaufhellung (Stadtzentren .... Naturparks, Observatorien) sollten definiert werden. 

  • Die IAU fordert, dass Lampenherstellen  den Lichtstrom nach oben (ULOR)  und nach unten (DLOR) messen und angeben sollen. Genauere Angaben zu den Messmethoden der photometrischen Daten sollen gemacht werden, auf den Lampen und deren Verpackung soll die Lumen-Zahl angegeben werden.
  • Skybeamer sind in Flandern und vielen Regionen Italiens verboten!
  • Öffentlichkeitsarbeit und eine Erziehung der Schüler soll intensiviert werden. Als beispielhaft wurde hier das griechisch/internationale Programm von Margerita Metaxa erwähnt.
  • Holger Peterson zeigte, dass die Häufigkeit von Kondensstreifen, verursacht durch den steigenden Flugverkehr, immer grössere Himmelsareale auch längere Zeit verschleiern kann.
  • Projekte,die Licht auf die Erde lenken oder Werbeträger sein sollen, sollen verhindert werden.
  • Die Störungen durch Satelliten im optischen und Radiobereich sollen reduziert werden.
  • Weltraumtrümmer sollen reduziert werden. Die Erde umkreisen inzwischen mehr als 100.000 Trümmerstücke größer als 1 Zentimeter, die erdgebundene Beobachtungen bereits erheblich stören und eine erhebliche Gefahr für bemannte und unbemannte Satelliten darstellen.
Eine Resolution soll bei der UNISPACE III Konferenz eingebracht werden, die anschliessend stattfindet. Auf dieser Konferenz werden die Vereinten Nationen Leitlinien zur Erforschung
und friedlichen Nutzung des Weltalls in den nächsten Jahrzehnten erarbeiten.

Hier die Pressemitteilung des IAU-Symposiums.
 

Der Osnabrücker Skybeamer ist aus!
Wegen Streitigkeiten der Pachtparteien ist der Osnabrücker Skybeamer erst einmal aus - hoffentlich für immer!

Nachricht vom Bundestagspräsidenten
Unser Anschreiben an den Bundestagspräsidenten Thierse zu den Skybeamern auf dem Berliner Reichs-/Bundestag ist auch an den Petitionsausschuss weitergeleitet worden.

gute und schlechte Sportplatzbeleuchtung
Winfried Kräling berichtete auf dem Fachgruppentreffen über gute und schlechte Sportplatzbeleuchtung:

schlecht: die Scheinwerfer strahlen an den Himmel (fliegt der Ball so hoch?) - ein Bildbeispiel, nur ein heller Stern ist zu sehen

gut:die Scheinwerfer strahlen nur nach unten, Natrium-Hochdruckdampflampen sind verwendet, das spart Stromkosten. Die Fussballer sind damit zufrieden und es sind sogar Sterne zu sehen:
Bild

Dieses Bild zeigt die gute Anlage in 900 m Entfernung und die schlechte dahinter in 7 km Entfernung!

Mai 99:

Neues vom Treffen der Fachgruppe:

Petition vom Petitionsausschuss des Bundestages bearbeitet
Die Petition von W. Wettlaufer zur Reduzierung der Lichtverschmutzung ist vom Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages bearbeitet worden und der Bundesregierung, den Fraktionen und den Landesvolksvertretungen zugeleitet worden.

Lichtverschmutzung aus biologischer Sicht
Der Entomologe Dr. W.A. Nässig hat eine interessante Internetseite zu den biologischen Aspekten der Lichtverschmutzung erstellt:
http://www.Arge-HeLep.de/RotList/Lichtverschmutzung.html
 

April 99:

3 Skybeamer von Sternwarte Oldendorfer Berg!
Bei leichten Cirren war es zu sehen: 3 Skybeamer um den Oldendorfer Berg. E. Heiser sah kürzlich die Beamer von Osnabrück, Melle und Bad Essen auf der Sternwarte, letzterer gar bis zum Polarstern! All das soll keine erhebliche Beeinflussung sein?! 

Nun auch in Frankreich Skybeamer: auf einer Urlaubsreise fiel mir bei Metz ein Skybeamer unangenehm auf - er soll die Besucher eines Kinokomplexes anziehen. Vielleicht sollte das Kino mal Freiluftkinoveranstaltungen machen, um festzustellen, wie störend so ein beamer sein kann! 

Gerichtsurteil bestätigt Verbot von Skybeamer!
In einem Urteil vom 10. März 1998 des Bayerischen Verwaltungsgerichtes Regensburg (Az. RN 6 K 96.2039) wird das Verbot  eines Skybeamers durch eine Gemeinde bestätigt. Wesentlicher Grund ist die Verkehrsgefährdung auf einer stark befahrenen Straße ausserhalb einer geschlossenen Ortschaft. 

Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Licht auf Tiere
Entwurf der Lichtimmissionsrichtlinie des Länderausschuß für Immissionsschutz
In den Naturschutz-Infos 2/98 der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg wird der Einfluß von künstlichen Lichtquellen auf die Tierwelt diskutiert. Als Schutzmaßnahmen werden empfohlen: 

  1. Vermeiden heller, weitreichender künstlicher Lichtquellen in der freien Landschaft,
  2.  Lichtlenkung ausschließlich in die Bereiche, die künstlich beleuchtet werden müssen
  3.  Wahl von Lichtquellen mit für Insekten wirkungsarmem Spektrum
  4.  Nur staubdichte Leuchten verwenden
  5.  Begrenzung der Betriebsdauer auf die notwendige Zeit
März 99:

Diskussion um Straßenleuchten
In der europäischen Mailing list über Lichtverschmutzung gibt es zur Zeit eine Diskussion über Straßenbeleuchtung: 

  • Ed de la Rie in den Niederlanden sammelt Informationen über Leuchten
  • Wer hat nähere Informationen über die Schadstoffe in den verschiedenen Lampentypen? (bitte Mitteilung an mich)
Ausstellung in Bad Salzschlirf
Zum Monatsanfang hat der Freundeskreis der Himmelskunde in Bad Salzschlirf eine Ausstellung über Lichtverschmutzung gezeigt. Die Ausstellung steht der Fachgruppe zur Verfügung und kann weiter ausgeliehen werden, Interessenten setzen sich bitte mit Winfried Kräling in Kontakt!
Hier ein Bild von der Eröffnung (mit dem Fachgruppenleiter).

Feb. 99:

Skybeamer in Osnabrück
Nun betreibt auch in Osnabrück eine Diskothek ihren Skybeamer dauerhaft. Die Stadt sieht keine Möglichkeiten, diesen zu verbieten. Die Niedersächsische Bauordnung, § 63, verbietet Werbung, die in den Aussenbereich hineinwirkt, doch Werbeaussagen  der Beamer-Hersteller mit 20 und mehr Kilometern Reichweite sind offenbar nicht genügend Werbung in den Aussenbereich! Naturschutz spielt in einer Stadt sowieso keine Rolle, und die Verkehrsgefährdung wird vielleicht auch erst nach Unfällen erkannt.... Der Beamer ist zudem so hell, daß eigentlich die Anwohner durch Lichtimmision gestört werden müssten. 

Znamya ist schief gegangen
und wurde in der Erdatmosphäre verglühen gelassen! 

Jan. 99:

Dark Sky auf Teneriffa:
Nicht umsonst sind die meisten nachtaktiven Astronomen auf die Kanareninsel La Palma gezogen: in Teneriffa ist (vor allem durch den Tourismus) der Nachthimmel zu hell, so blieben dort vor allem die Sonnenphysiker. Dennoch lassen sich in der Hochebene der Canadas noch gut  astronomische Beobachtungen anstellen. Die direkt südlich davon gelegene Stadt Vilaflor trägt auch zu einem dunklen Himmel bei, da dort die Lampen gut abgeschirmt sind und wohl auch nachts teilweise abgeschaltet werden - sehr zum Vorteil auch einer Beobachtungsstation in der La Ladera Straße. Der Fachgruppenleiter Winfried Kräling hat eine lobende Würdigung geschrieben, die kürzlich in der Lokal-Zeitschrift Tajinaste abgedruckt wurde. Muy bien!

Unsere Internetseiten bei der IDA:
Im Newsletter 35 der IDA wird auf unsere Internet-Seiten hingewiesen. 

Neues von ZNAMYA
Nachdem in verschiedenen Zeitschriften dieses Projekt als tolle technische Leistung gewürdigt wurde, wird verstärkt auch Kritik laut: 

  • Wie in Sky&Telescope 2/1999, S. 19, berichtet, hat sich die Kommission 50 der Internationalen Astronomischen Union dagegen ausgesprochen.
  • Thortsen Güths von der Fachgruppe DARK SKY der VdS hat eine Stellungnahme zu dem Thema geschrieben:

  • Stellungnahme der VdS Fachgruppe Dark Sky zum Thema "Beleuchtung durch Weltraumspiegel" von Torsten Güths

    Wie in einigen Medien verbreitet wurde, haben russische Forscher 1993 einen Testsatelliten in einen Orbit geschossen, der mit einem 25m Æ großen Folienspiegel reflektiertes Sonnenlicht auf die Erde geschickt hat. Das Objekt erschien dann in etwa vollmondhell. Nun haben sie voraussichtlich im Februar 99 vor, den 2. Teil dieser Mission mit einem verbesserten Spiegel durchzuführen, dessen Folie glatter gespannt wird. Sie wollen damit einen Flecken von 5km Durchmesser mit der Helligkeit von bis zu 10-facher Vollmondhelligkeit kurzzeitg beleuchten. Es soll auch die gezielte Ausrichtung getestet werden. Der VdS hält das Endziel (systematische Beleuchtung mit solchen Spiegeln) dieses Vorhabens für unsinnig und versucht im Folgenden die Gründe, die laut den Initiatoren und anderen Medien für eine derartige akzentuierte Beleuchtung sprechen sollen, zu entkräften.

    1) Der Sonnenspiegel hellt eine Gegend mit maximal 10-facher Vollmondhelligkeit auf.
    Das hört sich beeindruckend an. Berücksichtigt man, daß dieser Wert nur für den rechnerischen Idealfall gilt, daß eine zu 100% reflektierende Fläche unter einen Winkel von 90° zum Horizont reflektiert, liegen die tatsächlichen Helligkeiten eher bei maximal der Hälfte. Aber was erwartet man sich von diesem Wert? Weitaus bedeutsamer ist, daß der Vollmond nur ein 400.000-tel der Sonnenhelligkeit erzeugt, mit anderen Worten: dieser Spiegel hätte höchstens die Helligkeit von einem 40.000-tel der Sonne. Wahrlich trübe für irdischen Nutzen aber in höchsten Maße zerstörerisch für den Nachthimmel.

    Folgendes Experiment können Sie nachvollziehen: in einem völlig abgedunkelten Raum erzeugt eine Kerze in 2m Abstand eine dem Vollmond ähnliche Aufhellung. Stellen Sie 10 Kerzen zusammen, können Sie schon einigermaßen lesen, aber sie erhalten letztlich nur ein trübes Dämmerlicht.

    2) Den Bewohnern skandinavischer Länder werden die Depressionen langer Winternächte genommen und der Alkoholismus bekämpft.

    In Pkt. 1 ist die Auswirkung beschrieben, die ein Spiegel hat. Damit sind sicherlich keine depressiven Menschen kurierbar oder vom Alkohol wegzubekommen. Das schaffen nur ein starker Wille oder der Besuch eines Psychotherapeuten. Lichtherapien werden auch nicht mit Kerzen, sondern mit hellem Licht vorgenommen und ein gleißend heller Kunststern mit trüber, grau-blauer Dämmerung wird auch nicht die Seelen erhellen.

    3) .....
    Der angebliche Nutzen verschwindet völlig, wenn das Wetter nicht mitspielt und zum Bsp. 2Monate lang Wolken und Regenwetter bringt, wie im Herbst 98 in Mitteleuropa geschehen. DAS war frustrierend! Oder möchte man vielleicht auch noch das Wetter regulieren - Viagra und Xenical lassen grüßen!
    .....
    Die erzielte Beleuchtungsstärke reicht also in keinem Fall aus, um auf den Einsatz von künstlicher Beleuchtung zu verzichten! Es werden keine Einsparungen bei dieser Infrastruktur und den Energiekosten erzielt!

    Es könnten Katastrophengebiete beleuchtet werden
    Die vorgenannten Punkte sprechen schon gegen diesen Sinn. Dazu kommt noch, daß bei einer unterstellten 100% Auslastung der Spiegel irgend jemand auf sein Lichtkontingent verzichten muß. Sind es jetzt die Banker in Frankfurt (dann sehen diese wenigstens nicht mehr ihre Kurse in den Keller rutschen) oder die Trinker in Skandinavien (die finden dann ihre Flaschen nicht mehr), die darauf verzichten sollen?

    Aus einem Artikel im P.M.-Magazin und der Internetseite der Spiegelbetreiber gehen die wahren Gründe unterschwellig hervor:

    diese Aktion dient nämlich nur der Daseinsberechtigung einiger russischer Ingenieure, deren Stellen aufgrund des Streichens der "Columbus 500 Regatta" überflüssig wurden! Gerade die Russen haben sicherlich wichtigere Probleme zu bekämpfen, und diese sind in ihrer Landes und Führungsstruktur begründet und nicht im fehlenden Licht!

    Nicht nur als Hobbyastronomen und Mitarbeiter an Volkssternwarten stellen wir fest, daß die Vernichtung des Sternenhimmels traurig ist: er ist nämlich in unserem Kulturgut verewigt! Tagtäglich werden wir konfrontiert mit astronomischen Motiven, sei es in der Werbung, Lyrik oder in der verbreiteten Astrologie, die nur aufgrund der Wahrnehmung eines dunklen, prachtvollen Sternenhimmels mit Tausenden von Sternen entstehen konnte! Dieses Naturwunder ist absolut erhaltenswert!

    Und dafür setzen wir uns ein!

    Torsten Güths
    Volkssternwarte Wetterau eV
    VdS, Verein der Sternfreunde
    Initiative Dark-Sky



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